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Interview mit Göttinger Tageblatt zur Verschiebung

Turnier

Interview mit Göttinger Tageblatt zur Verschiebung

10.11.2020 | Tageblatt: Welche Möglichkeiten sind ausgelotet worden, um das Turnier in Zeiten der Corona-Pandemie doch noch durchführen zu können?
Lutz Renneberg: Im Sommer haben wir ein Modell entwickelt, dass eine Durchführung ohne Beschränkungen innerhalb der Lokhalle ermöglicht hätte. Dazu haben wir ein digitales System für die Nachverfolgung aller Besucher programmiert und erfolgreich beim Herren-Vorbereitungsturnier Sparkasse Göttingen Cup getestet. Mit täglichen Schnelltests, die in den Gebäuden der BBS II geplant waren, sollte sichergestellt werden, dass ausschließlich Menschen in die Lokhalle kommen, die negativ auf Covid-19 getestet worden sind. Die Eckpfeiler dieses Modells waren also, die Kontaktnachverfolgung lückenlos gewährleisten zu können, nur negativ getestete Menschen in der Lokhalle zu haben und damit die Beschränkungen aufzuheben.

Tageblatt: Wieso musste letztlich der Entschluss gefasst werden, das Turnier 2021 abzusagen beziehungsweise zu verschieben?
Lutz Renneberg: Die Corona-Entwicklung macht das Turnier in der gewohnten Form unmöglich. Der Sparkasse & VGH Cup ist ein ganz besonders Fußballfest für alle Beteiligten, das Spaß und Freude macht. Ein außergewöhnliches Fußballereignis mit einem positiven Spirit. All’ das ist mit den Beschränkungen, die vor einigen Wochen noch Gültigkeit hatten, nicht möglich und inzwischen auch nicht mehr realisierbar. In der aktuellen Situation gibt es für die Menschen ehrlich gesagt wichtigere Themen als unser Turnier. Die Gesundheit und Unversehrtheit aller unserer Gäste, Freunde, Förderer, Sponsoren, Partner, Teams und Zuschauer sowie nicht zuletzt der vielen ehrenamtlichen Helfer ist das allerwichtigste.

Tageblatt: Welche Investitionen und wie viel Arbeit wurden bereits investiert?
Lutz Renneberg: Der Sparkasse & VGH Cup war so vorbereitet, dass die Veranstaltung im Januar 2021 hätte stattfinden können. Aufgrund der Corona-Pandemie haben wir mit nahezu allen Partnern/Dienstleistern frühzeitig besprochen, dass eine finale Entscheidung spätestens Mitte November 2020 getroffen wird. Insofern haben wir die Kosten, so gut es möglich war, in Grenzen gehalten. Dennoch sind natürlich bereits Kosten entstanden, und es ist viel Arbeit investiert worden. Die Vorbereitung des Sparkasse & VGH Cups erfolgt immer ganzjährig. Nach dem Turnier ist vor dem Turnier.

Tageblatt: Welche Vereinbarungen wurden mit den Sponsoren getroffen?
Lutz Renneberg: Mit nahezu allen Sponsoren haben wir Gespräche geführt. Es gibt von den Sponsoren viel Verständnis und auch Bereitschaft, uns weiterhin zu unterstützen. Verträge werden überwiegend um ein Jahr verschoben. Über diese tolle Unterstützung und tiefe Verbundenheit sind wir sehr dankbar und froh.

Tageblatt: Warum kam eine Verschiebung des Cups von Januar beispielsweise ins Frühjahr nicht in Betracht?
Lutz Renneberg: Für Hallenturniere im U19/U17-Bereich gibt es für Profivereine in Europa nur ein ganz kleines Zeitfenster von zehn bis 14 Tagen im Januar. Der Fifa-Rahmenterminkalender mit Turnieren/Lehrgängen/Trainingslagern der Nationalmannschaften U23 bis U15 ist die Grundlage der Planungen der nationalen Ligen, also in unserem Fall der U19-Bundesliga und des Junioren-DFB-Pokals. Dazu kommen noch Landesauswahltermine. Und da eigentlich alle Spieler bei den Profivereinen Arbeitsverträge haben, muss auch Urlaub eingeplant werden. Also gibt es kein Zeitfenster für einen späteren Turniertermin.

Tageblatt: Warum kam ein Geisterturnier nicht in Frage?
Lutz Renneberg: Dafür würden wahrscheinlich die Profivereine nicht nach Göttingen kommen. Nicky Butt und Nick Cox von Manchester United haben zugesagt, immer nach Göttingen zu kommen, solange wir sie einladen, weil es unter anderem für die Talente eine außerordentlich wichtige Erfahrung ist, vor so vielen Zuschauern auf so engem Raum zu spielen. Norbert Elgert von Schalke 04 und mehrere andere Trainer sehen diesen fußballspezifischen Nutzen genauso. Und ganz ehrlich: Wer hat Lust auf Geisterspiele? Das war für uns überhaupt keine Option. Der Sparkasse & VGH Cup lebt von Emotionen und der Stimmung in der einzigartigen Lokhalle.

Tageblatt: Welche Unterstützung erhoffen Sie sich in dieser Situation von der Stadt Göttingen?
Lutz Renneberg: Im vergangenen Jahr haben wir erstmals um einen Zuschuss aus öffentlichen Mitteln gebeten. Der Wunsch besteht weiterhin. Es stehen Investitionen bevor, die erforderlich sind, um das gute und hohe Niveau der Veranstaltung erhalten zu können und die gute mediale Verbreitung zu erhöhen. Unter anderem muss das Spielfeld erneuert werden. Wir haben zum letzten Turnier im Januar die politischen Entscheidungsträger der Fraktionen/Ausschüsse eingeladen und einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht. Es gibt auch andere Events in unserer Region, die schon seit vielen Jahren mit öffentlichen Mitteln unterstützt werden. Das ist gut und richtig, weil es darum geht, attraktive Veranstaltungen zu erhalten. Aus unserer Sicht ist der Sparkasse & VGH Cup ein herausragender Werbeträger für die Stadt Göttingen sowie für die Region Südniedersachsen, unter anderem durch 230 000 Aufrufe des Livestreams und über drei Millionen Online-Kontakte. Er hat eine hohe Bedeutung für den Amateur- und Nachwuchsfußball in unserer Region und sorgt somit auch für die gute Lebensqualität in unserer Heimat. Wir sind weiter im Austausch mit den politischen Entscheidungsträgern und guter Dinge, dass eine positive Entscheidung getroffen wird.

Tageblatt: Was für ein Alternativprogramm soll den Fans am geplanten Wochenende 9./10. Januar online geboten werden?
Lutz Renneberg: Es wird verschiedene Angebote geben. Insbesondere mit den regionalen Vereinen und deren Spielern, Trainern und Betreuern wollen wir – sofern die Corona-Bestimmungen das zulassen – noch einige Aktionen durchführen. Auch ihnen fehlt in dieser Zeit die Bühne der Lokhalle. Wir wollen gemeinsam mit unseren Sponsoren diese Bühne trotz – und auch gerade wegen – Corona bieten. Alle Nachwuchsmannschaften in vielen Sportarten, vor allem alle Amateursportvereine, gehen aktuell durch ganz schwere Zeiten. Wir wollen ein bisschen dabei helfen, diese Zeit gut zu überstehen und vielleicht sogar gestärkt aus der Corona-Zwangspause herauszukommen. Die Fußballfamilie muss sich helfen und zusammenstehen. Dazu wollen wir mit unseren Möglichkeiten beitragen. Aus dem Live-Stream des CUP TV werden ausgewählte Spiele und aktuelle Interviews mit einigen Überraschungsgästen gezeigt. Wir werden über unsere Online-Kanäle die Aktionen ankündigen. Die Fans unserer Veranstaltung werden die Möglichkeit haben, über unser Angebot noch einmal ausgewählte Spiele zu sehen und diese – neu kommentiert – noch einmal zu erleben.



Das Interview führte Eduard Warda, Göttinger Tageblatt.


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